Der Buchmarkt in Deutschland: Positive Bilanz in angespannter Wirtschaftslage

Die Buchbranche kann sich in einer schwierigen Gesamtwirtschaftslage behaupten und verzeichnet wachsende Umsätze. Gleichzeitig bekommen auch Verlage und Buchhandel Konsumflaute, Inflation und anhaltend hohe Kosten zu spüren. Der Branchenumsatz stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent, das erste Halbjahr 2024 schloss der Buchmarkt mit einen Umsatzplus von 1,2 Prozent ab.

Buchmarkt

Einen großen Anteil am Wachstum haben die Belletristik und Kinder- und Jugendbücher – in diese Warengruppen fallen viele Verkäufe von Young- und New-Adult-Titeln, die bei jungen Leser*innen stark nachgefragt sind. Diese und weitere Wirtschaftszahlen stellte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels heute vor. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins: »Der Buchmarkt steht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Ganzen gut da. Bücher sind nach wie vor relevant und gefragt – als Kompass in einer komplexen Welt, Grundlage für die eigene Meinungsbildung und als kreative Freizeitbeschäftigung. Während bislang eher die ältere Zielgruppe als die sichere Bank des Buchmarkts galt, beflügeln aktuell die jungen Leser*innen das Buchgeschäft. Auch angeregt durch Buchempfehlungen in Social Media wie #BookTok sind Bücher bei jungen Menschen hoch im Kurs. Buchhandlungen und Verlage stellen sich bei Programm, Sortimentsplanung und -präsentation auf die Bedürfnisse der jungen Leser*innen ein. Viele sind selbst auf Social Media aktiv und nutzen diese Kanäle.«

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: »Trotz der positiven Gesamtbilanz macht die allgemeine Wirtschaftslage Buchhandlungen, Verlagen und Branchenlogistik zu schaffen. Wie der gesamte Einzelhandel bemerkt auch der Buchhandel das schwächelnde Konsumklima. Die Absätze sind insgesamt rückläufig und weiterhin auch die Zahl der Käufer*innen. Eine gewisse Vorsicht sieht man auch in der Titelproduktion. Verlage planen angesichts nicht abreißender Krisen ihre Programme verhaltener.«

Förderung der Lesekompetenz und Vielfalt auf dem Buchmarkt nötig

Sorge mache dem Verband auch der Erhalt der Vielfalt auf dem Buchmarkt. Peter Kraus vom Cleff: »Vom Young- und New-Adult-Boom profitieren nicht alle Verlage und Buchhandlungen gleichermaßen. Gerade die kleinen, unabhängigen Verlage mit ihren Programmen abseits des Mainstreams haben wirtschaftlich stark zu kämpfen. Sie benötigen dringend eine strukturelle Förderung. Wie sollen Buchhandlungen und Verlage weiter ihre wichtige Rolle für Kultur und Gesellschaft übernehmen, wenn sie mit Nachweis- und Berichtspflichten, z.B. zu Lieferketten, Produktsicherheit und Verpackungswegen, blockiert werden? Darüber hinaus benötigen Bücher öffentliche Präsenz in den Medien, um in der großen Medienkonkurrenz nicht unterzugehen.«

Die Zahlen 2023 im Überblick

Die Branche erwirtschaftete 2023 einen Gesamtumsatz von 9,71 Milliarden Euro (2022: 9,44 Milliarden Euro). Sowohl der stationäre Buchhandel, nach wie vor größter Vertriebsweg für Bücher, als auch der Online-Buchhandel legten im Vergleich zum Vorjahr zu. Der Umsatz vor Ort stieg im Vergleich zu 2022 um 2,6 Prozent auf 4,05 Milliarden Euro; damit hat der Sortimentsbuchhandel (ohne E-Commerce) einen Anteil von 41,8 Prozent am gesamten Branchenumsatz. Das Online-Geschäft mit Büchern, bei dem etwa die Hälfte auf die Shops der stationären Buchhandlungen entfällt, stieg nach einem Rückgang 2022 im Jahr 2023 wieder um 5,5 Prozent auf 2,40 Milliarden Euro an. Der Umsatzanteil des Internetbuchhandels am Gesamtmarkt lag 2023 bei 24,8 Prozent

Das Geschäft mit E-Books pendelt sich seit dem vorübergehenden Anstieg in der Pandemie auf stabilem, aber eher niedrigem Niveau ein. Die Zahl der Käufer*innen digitaler Bücher auf dem Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) bewegt sich mit 3,0 Millionen Menschen auf demselben Stand wie 2022, der Umsatzanteil bleibt mit 6,1 Prozent nahezu unverändert (2022: 6,0 Prozent).

Viel Bewegung zeigt sich auf dem Hörbuchmarkt. Hier stiegen die Umsätze im Vergleich zu 2019 um 39,4 Prozent, zuletzt von 2022 auf 2023 um 3,1 Prozent. Wachstumstreiber ist das digitale Geschäft: 3,4 Millionen Menschen kauften 2023 digitale Hörbücher, 2019 waren es noch 1,8 Millionen

Die Zahl der Buchkäufer*innen ging 2023 weiter zurück, wenn auch weniger stark als in den beiden Vorjahren: Rund 25,0 Millionen Menschen erwarben Bücher, das sind 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr (2022: -5,2 Prozent, 2021: -3,9 Prozent). Bei der jungen Zielgruppe zeigt sich allerdings ein positiver Trend. Bei den 10- bis 15-Jährigen nimmt die Zahl der Käufer*innen zu: von 2022 auf 2023 um 3,9 Prozent.

Halbjahresbilanz 2024: Nach den ersten sechs Monaten verzeichnet der Buchmarkt in den zentralen Vertriebswegen ein Umsatzplus von 1,2 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2023. Der Absatz liegt mit 1,6 Prozent im Rückstand, die von den Käufer*innen bezahlten Preise stiegen um 2,8 Prozent. Die Zuwächse in der Belletristik und bei den Kinder- und Jugendbüchern setzen sich auch im laufenden Jahr fort: Belletristische Titel erzielten im ersten Halbjahr 2024 4,2 Prozent, Kinder- und Jugendbücher 4,8 Prozent mehr Umsatz als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Quellen und weitere Informationen

Die Zahlen zu den Anteilen und Umsatzveränderungen der Warengruppen 2023 sowie zur Absatz-, Preis- und Umsatzentwicklung 2024 stammen aus dem Handelspanel von Media Control. Die Hörbuchentwicklung basiert auf dem Hörbuch Kompass von Media Control in Zusammenarbeit mit der Interessengruppe Hörbuch des Börsenvereins. Die Käufer*innenzahlen (gesamter Publikumsmarkt und junge Zielgruppe sowie E-Books und digitale Hörbücher) sowie die Daten zur Marktentwicklung der E-Books stammen von Consumer Panel Services GfK (MediaScope Buch). Alle anderen Zahlen beruhen auf Erhebungen und Berechnungen des Börsenvereins.

Zahlen und Daten des Buchmarkts 2023 werden zusammengefasst in der Publikation »Buch und Buchhandel in Zahlen 2024«, die vom Börsenverein herausgegeben wird und im August im Verlag des Technologie- und Informationsanbieters MVB erscheint.

Alle aktuellen Zahlen zum deutschen Buchmarkt sind unter www.boersenverein.de/buchmarkt abrufbar.

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